Der Mindestlohn soll eine Absicherung für Arbeitnehmer darstellen und dafür sorgen, dass diese über eine faire Bezahlung verfügen.
Festgelegt wird dieser Lohn sowohl von staatlicher Seite, als auch von den Kollektivverträgen, welch diese für eine gesamte Branche aushandeln. Dieser Mindestbetrag steht oftmals in der Kritik, weil er dafür verantwortlich sein soll, dass Arbeitsplätze wegfallen und zu arbeitnehmerfreundlich sei.
Doch wie hoch ist eigentlich der Mindestlohn und welche Unterschiede ergeben sich für die einzelnen Branchen? Welche Auswirkungen können darüber hinaus beobachtet werden?
Hier findet ein umfassender Überblick über den Mindestlohn 2020 in Österreich statt und wie die Arbeitnehmer davon profitieren.
Die Änderungen des Mindestlohns in 2019 – Regelungen 2020
Die Kosten steigen jedes Jahr an und damit einher, geht auch die Forderung, dass der Mindestlohn an diese Umstände angepasst wird. Andernfalls hätte dies zur Folge, dass selbst bei gleichbleibendem Mindestlohn den Arbeitnehmern real weniger Geld im Monat übrig bleibt.

Wichtig: Vorab zum Gehalt und Mindestlohn 2020 in Österreich und Kollektivvertrag für den jeweiligen Beruf/Branche informieren!
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Deshalb finden in regelmäßigen Abständen Anpassungen des Mindestlohns statt. Liegt die Erhöhung des Mindestlohns über einem Niveau der Inflation, dann kann gesagt werden, dass den Arbeitnehmern real mehr Geld zur Verfügung steht und dies praktisch einer Gehaltserhöhung gleichkommt.
Dies ist natürlich eine gute Nachricht, dennoch sind natürlich die Arbeitgeber auf der Gegenseite stets bemüht, den Mindestlohn auf einem so niedrigem Niveau wie möglich zu halten.
Gerade in der Gastronomie und im Hotelgewerbe sind viele Arbeitnehmer beschäftigt, die auf dem Niveau des Mindestlohns arbeiten und nur diese Sicherung erhalten.
Für das Jahr 2019/2020 wurde vorgesehen, dass der Mindestlohn in Abstimmung zwischen der Wirtschaftskammer Österreichs und ÖGB auf einen Wert von 1.500 Euro monatlich festgesetzt wird. Davon betroffen sind alle Arbeitsverträge, die in einem Kollektivvertrag geregelt werden und für die gesamte Branche gelten.
Da in den meisten Kollektivverträgen neben dem monatlichen Gehalt noch ein Urlaubsgeld und ein Weihnachtsgeld als Sonderprämie ausgezahlt wird, wird auf Grundlage der 14 Monatsgehälter ein Mindestlohn von 1.750 Euro bestimmt. Die Umsetzung dieser Regelung wurde für einen Übergangszeitraum bis 2020 festgelegt.
In Österreich besteht die Besonderheit, dass die meisten Arbeitnehmerverträge von einem Kollektivvertrag betroffen sind.
Kein gesetzlicher Mindestlohn 2019 in Österreich für alle Berufe
Daher hat der Staat keinen gesetzlichen Mindestlohn festgelegt, der auch solche Verträge außerhalb der Kollektivverträge regelt. Es gibt also keinen gesetzlichen Mindestlohn, der wirklich für alle Berufe und Arbeitnehmer gilt.
Als Alternative gibt es aber einen Mindestlohntarif, der für bestimmte Berufe gilt. Diese sind unabhängig von den Kollektivverträgen und sollen dafür sorgen, dass bestimmte Berufsgruppen nicht ausgenutzt werden. Darunter fällt zum Beispiel die Berufsgruppe der Hausbetreuer.
Der Mindestlohn im EU-Vergleich
Nicht nur Österreich, sondern viele EU-Länder haben in den letzten Jahren Mindestlöhne eingeführt, um die Ungleichheit zwischen reich und arm etwas auszugleichen. Damit soll erreicht werden, dass Arbeitnehmer am unteren Ende des Lohnniveaus nicht mehr vom Staat unterstützt werden müssen. Das Ziel soll sein, dass die Arbeitnehmer von einem Vollzeitjob komplett ihr Leben finanzieren können.
In jedem EU-Land ist das Kostenniveau allerdings ein anderes. Dies sollte beim Vergleich des Mindestlohns immer betrachtet werden. Daher ist ein Vergleich zum Beispiel zwischen osteuropäischen Ländern mit Österreich nicht gerade fair. Die Lohnverhältnisse würden sich so darstellen, dass selbst die Arbeitnehmer am unteren Ende des Lohnniveaus in Österreich, noch zu den Besserverdienern in den osteuropäischen Ländern gehören würden.
Aufgrund des unterschiedlichen Kostenniveaus haben Arbeitnehmer in Österreich unter Umständen selber noch mit der Armut zu kämpfen und müssen staatliche Hilfe beanspruchen.
Fairer ist es, wenn westeuropäische Länder, mit einem ähnlichem Kostenniveau betrachtet werden. Hier zeigt sich im Vergleich, dass Österreich zu dem Land gehört, dass mit den höchsten Mindestlohn bietet. Dieser liegt bei umgerechnet 10,09 Euro brutto pro Arbeitsstunde.
Zum Vergleich dazu verdienen Arbeitnehmer in Deutschland nur 8,84 Euro brutto pro Arbeitsstunde mit dem Mindestlohn und in Großbritannien ist dieser bei 8,56 Euro brutto pro Stunde. Selbst das so viel gelobte Frankreich, das einen hohen Wert auf Sozialreformen liegt, bietet selber nur einen Mindestlohn in Höhe von 9,88 Euro brutto je Stunde an.
Damit zeigt sich im europäischen Vergleich, dass der Mindestlohn in Österreich einen Spitzenplatz einnimmt und wesentlich höher ist als die Nachbarländer. Zudem gibt es in Österreich noch einige Ausnahmen, bei denen der Mindestlohn höher angesetzt wird.
So hat sich der Möbelriese IKEA dazu entschieden, einen Mindestlohn von 1.800 Euro brutto im Monat anzubieten. Dieser ist damit etwa 300 Euro höher, als eigentlich gefordert wird.
Die Umsetzung des Mindestlohns in Höhe von 1.500 Euro brutto je Stunde soll bis zum Jahr 2020 durchgeführt werden. Die Höhe von 1.500 Euro sorgt allerdings noch für Diskussionsstoff. Denn der ÖGB Präsident fordert, dass dieser eigentlich bei 1.700 Euro brutto im Monat liegen müsste, damit den Menschen die Teilnahme am gesellschaftlichem Leben nicht verwehrt wird.
Doch wie sieht es jetzt eigentlich in den einzelnen Branchen aus und wie hoch ist dort der Lohn?
Der Mindestlohn im Gastronomiegewerbe
Die Gastronomie stellt in Österreich einen sehr wichtigen Wirtschaftszweig dar. Schließlich entscheiden sich viele Urlauber für einen Aufenthalt in Österreich und möchten während dieser Zeit auch anständig bewirtet werden. Im Jahr 2018 haben rund 220.000 Menschen in der Gastronomie gearbeitet. Dabei lag der Lohn für viele noch unter der neuen Grenze des Mindestlohns. Im Klartext bedeutet dies, dass eine Umsetzung des Mindestlohns für etwa die Hälfte der Arbeitnehmer in der Gastronomie einer Gehaltserhöhung gleich kommt.
Besonders betroffen davon sind Lehrlinge, die bisher zu einem sehr viel geringerem Lohn arbeiten mussten. Besonders vorteilhaft ist in Branchen wie dem Hotelgewerbe oder der Gastronomie noch die Fremdsprachenzulage von 0,50 Euro. Damit sollen besondere Qualifikationen ebenfalls gewürdigt werden, welche in diesen Branchen von besonderer Bedeutung sind.
In welchen Branchen wird in Österreich der höchste Lohn gezahlt – Gehalt in Österreich
Das Hotelgewerbe und die Gastronomie gehören zweifelsohne zu den Betrieben, die einen relativ schlechten Lohn zahlen. Hier arbeiten die meisten Menschen unterhalb der Grenze des Mindestlohns und diese würden ganz klar davon profitieren.
Doch welche Branche bleibt von diesem Mindestlohn fast unangetastet, weil die Arbeitnehmer ohnehin schon einen überdurchschnittlich hohen Lohn erhalten?
Das Bankwesen galt lange Zeit immer als Garantie dafür, dass hohe Gewinne eingefahren und dementsprechend hohe Löhne gezahlt wurden. Im letzten Jahrzehnt ist die Lage bei den Banken jedoch sehr angespannt. Die Politik des niedrigen Zinses hat dazu geführt, dass Banken sehr viel weniger Geld verdient haben.
Damit einher geht auch, dass die ehemals starken Löhne etwas zurückgefahren werden mussten. Versicherungen und Banken gehören zwar immer noch zu den Branchen, in denen tendenziell etwas mehr verdient werden kann, dennoch sind hier deutliche Einschnitte zu vernehmen.
Zu den Branchen, die von dieser negativen wirtschaftlichen Entwicklung weitestgehend unangetastet blieben, gehören die Chemie- und Pharmaindustrie. Diese Branchen setzen auf hoch qualifizierte Arbeitnehmer und diese werden mit einem sehr hohen Lohn vergütet. Dazu gesellen sich die Elektronik und IT-Industrie mit sehr guten Löhnen.
Es lohnt sich also einen Universitätsabschluss zu erwerben, der gute Arbeitschancen in einer dieser Branchen ermöglicht. Gehälter von mehr als 50.000 Euro brutto im Jahr können hier erwartet werden. Im Verlaufe der Karriere sorgen natürlich auch Aufstiegschancen dazu, dass dieser Lohn weiter gesteigert werden kann.
Ein höheres Gehalt als den Mindestlohn verdienen
Mit der Einführung des Mindestlohns ist auch die Versuchung für die Arbeitgeber groß, dass diese sich jetzt an diese untere Grenze halten und diese praktisch als verbindliche Untergrenze anerkennen. Das heißt, dass diese bei zukünftigen Gehaltsverhandlungen darauf pochen werden, dass sie ja nicht mehr als den Mindestlohn zahlen müssten.
Arbeitnehmer sollten sich von dieser Taktik jedoch nicht einschüchtern lassen. Weiterhin gilt, dass gute Arbeitskräfte auch angemessen vergütet werden sollten. Die Position der Arbeitnehmer soll durch den Mindestlohn also nur gestärkt, aber nicht geschwächt werden.
Gehalt verhandeln – Worauf sollte man bei Gehaltsverhandlungen in Österreich achten?
Es sollte also weiterhin das eigene Gehalt so verhandelt werden, dass dies über dem Mindestlohn liegt und dem tatsächlichem Wert der Arbeit entspricht.
Weiterhin ist es sinnvoll, wenn die einzelnen Löhne im Internet verglichen werden. Hierbei gibt es verschiedene Portale, die den Einblick in die Löhne bieten und für eine bessere Vergleichbarkeit sorgen.
Deshalb sollte der Mindestlohn nicht dafür sorgen, dass Gehaltsverhandlungen der Vergangenheit angehören. Weiterhin wird es als wichtig erachtet, die eigene Position selbstbewusst hervorzuheben und ein Zielgehalt zu fordern, dass deutlich über dem Mindestlohn liegt.
Die allgemeine Lohnentwicklung
Die wirtschaftliche Leistung in Österreich ist vor allem durch einen guten Aufschwung zu charakterisieren. Die Tourismusbranche befindet sich weiterhin im Aufwind und Österreich wird als beliebtes Reiseziel für den Wintersport betrachtet. Daraus ergibt sich, dass die Löhne in den letzten Jahren ebenfalls gestiegen sind.
Der Mindestlohn stellt für das Jahr 2020 zunächst einen Richtwert dar. Aufgrund der positiven Entwicklung und der Steigerung der Löhne ist daher zu erwarten, dass der Mindestlohn über das Jahr 2020 hinaus weiter ansteigen wird.
Insgesamt zeigt sich also als sehr begrüßenswert, dass die Wirtschaft in Österreich sich auf einen Mindestlohn einigen konnte und diesen über die Kollektivverträge umsetzt.
Im Vergleich zu anderen Ländern in der EU ist Österreich bei der Höhe des Mindestlohns auf dem Spitzenplatz und die Rechte der Arbeitnehmer wurden mit dieser Entscheidung deutlich bestärkt.
Es bleibt abzuwarten, welche negativen Folgen mit diesem hohen Lohn verbunden sind und ob Befürchtungen des Wegfalls von Arbeitsplätzen tatsächlich wahr werden oder ob diese nur eine unbegründete Angst der Arbeitgeber darstellt.