Ohne Matura geht heutzutage gar nichts mehr – diesen Satz hört man immer wieder.
Dennoch schaffen es nicht alle Menschen, diesen Bildungsweg im ersten Anlauf zu meistern und vor allem in jungen Jahren ist es häufig allzu verführerisch, so schnell wie möglich die Schule zu verlassen, um eigenes Geld verdienen zu können. In diesem Ratgeber wird zum Thema „Matura nachholen in Österreich“ informiert – Mit Details zu Angeboten, Voraussetzungen, Kosten und Anbietern im Überblick.
Vielen wird es erst später bewusst, dass damit viele berufliche Ziele in weite Ferne gerückt sind und es häufig nicht mehr so einfach möglich ist, diesen Fehler wieder rückgängig zu machen.
Wenn es auch Ihnen so geht und Sue vielleicht darüber nachdenken, Ihre Matura endlich nachzuholen, erfahren Sie bei uns, wie Sie dabei am besten vorgehen. Dabei gehen wir nicht nur auf die Voraussetzungen ein, die Sie erfüllen müssen, damit Sie die Matura nachholen können, auch die verschiedenen Möglichkeiten, die Ihnen das österreichische Recht bietet, stellen wir Ihnen genauer vor.
Der klassische Weg zur Matura
Je nachdem, welchen Schultyp man in Österreich besucht, kann die Matura, auch Reifeprüfung genannt nach dem 12. oder nach dem 13. Schuljahr absolviert werden. Mit Ablegung dieser Prüfung erhält der Schüler oder die Schülerin die Berechtigung, eine Universität oder auch eine Fachhochschule zu besuchen und somit eine universitäre Ausbildung zu beginnen.
Bei berufsbildenden höheren Schulen, auch BHS genannt, erfolgt die Matura ausschließlich nach dem 13. Schuljahr, bei den Allgemeinbildenden höheren Schulen, kurz AHS hingegen mit Abschluss des 12..
Wie erfolgt die Matura Prüfung in Österreich?
Die Prüfung selbst wird in Anwesenheit der jeweiligen Lehrer von einer offiziellen Kommission abgenommen und zwar in der Schule, in der man das letzte Schuljahr positiv abgeschlossen hat.
Während es bis vor einigen Jahren noch üblich war, dass die Matura bzw. Reifeprüfung von den Lehrern selbst erstellt wurde, kam es im Jahr 2015 zur Einführung der sogenannte Zentralmatura.
Zentralmatura in Österreich
Das bedeutet, dass es nun in allgemeinbildenden eine standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung gibt, die österreichweit gleich ist. Auf diese Weise soll für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit der Maturaergebnisse gesorgt werden.
Bei anderen Schultypen haben die Reifeprüfungen jedoch noch immer zum Teil ein sehr unterschiedliches Niveau bzw. die gesetzten Schwerpunkte unterscheiden sich.
Mit der Berufsreifeprüfung zur Matura – wenn es doch noch etwas mehr Schule sein darf
Viele Menschen entscheiden sich mit 14 oder 15 Jahren dazu, von der Schule abzugehen und stattdessen eine Ausbildung zu absolvieren, um möglichst schnell ins Berufsleben starten zu können.
Sollte man nach einiger Zeit jedoch erkennen, dass dieser Weg vielleicht doch nicht die richtige Wahl darstellt oder man sich gerne noch einmal beruflich umorientieren will, so stellt die sogenannte Berufsreifeprüfung eine Möglichkeit dar, um entweder während oder auch nach der Ausbildung einen gleichwertigen Abschluss zu erreichen, der dem der Matura entspricht.
Bei dieser sogenannten Berufsreifeprüfung wird nicht nur berufliches Fasswissen abgefragt, das bereits während der Lehre erworben wurde, man ist außerdem dazu berechtigt jedes Studium an einer Universität, einer Fachhochschule oder auch ein Kolleg zu besuchen, für das man sich interessiert bzw. entschieden hat.
Lehrlinge, die einen solchen Bildungsweg bestreiten, haben somit die Möglichkeit, ihre Karrierechancen stark zu verbessern und zum Beispiel eine universitäre Karriere einzuschlagen. Das ist auch der Grund, warum sich immer mehr Menschen, die eine Ausbildung absolviert haben, entweder bereits während dessen oder auch danach dazu entschließen, ebenfalls die Berufsreifeprüfung abzulegen und auf diese Weise ihre Jobchanen oder auch die Bereiche, in denen Sie tätig sein können stark zu erhöhen.
Die Voraussetzung, um für eine solche Berufsreifeprüfung zugelassen und diese schließlich auch absolvieren zu können, ist eine bereits begonnene oder auch abgeschlossene Berufsausbildung in Form einer 3-jährigen mittleren Schulausbildung, einer Lehre oder auch einer Meisterprüfung.
Einer der folgenden Abschlüsse gilt dabei Grundvoraussetzung, um für die Berufsreifeprüfung zugelassen zu werden:
- Eine land-und forstwirtschaftliche Facharbeiterprüfung
- erfolgreicher Abschluss der Land-und forstwirtschaftliche Meisterprüfung
- eine erfolgreich absolvierte Lehrabschlussprüfung
- eine erfolgreich absolvierte Ausbildung nach den rechtlichen Bestimmungen des Gesundheit-und Krankenpflegegesetzes, in einem Mindestausmaß von 3 Jahren
- eine erfolgreich absolvierte Ausbildung in einer berufsbildenden mittleren Schule, in einem Mindestausmaß von 3 Jahren
- eine erfolgreich absolvierte Ausbildung mit Abschluss im medizintechnischen Fachdienst oder Sanitätshilfsdienst von mindestens 30 Monaten
- die erfolgreiche Absolvierung der 3. Klasse einer berufsbildenden höheren Schule unter der Voraussetzung, dass ebenfalls 3 Jahre Berufserfahrung vorhanden sind
- die erfolgreiche Absolvierung eines Hauptstudiengangs an einem Konservatorium
- Beamte, in bestimmten Fachbereichen oder Verwendungsgruppen
- Menschen, die die Schule zwar abgebrochen haben, jedoch mindestens 3 Jahre Berufserfahrung in einem speziellen Fachbereich vorweisen können
Unterlagen, die für die Absolvierung der Berufsreifeprüfung benötigt werden
Möchten Sie sich für die Berufsreifeprüfung anmelden, um diese absolvieren zu können und somit für einen Studium zugelassen zu werden, sind sie dazu verpflichtet, folgende Unterlagen bei einer Zulassungsstelle vorzulegen:
- Die Geburtsurkunde
- einen schriftlichen Nachweis über die oben erwähnten Qualifikationen
- Zeugnisse und Nachweise bereits abgeschlossener Ausbildungen, die zum Erlass einzelner Teilprüfungen führen können
Der Ablauf der Berufsreifeprüfung in Österreich
Konnten alle Bedingungen für die Zulassung zur Berufsreifeprüfung erfüllt und nachgewiesen werden, so können Sie zu der Prüfung antreten. Dabei haben Sie vier verschiedene Teilprüfungen zu absolvieren, Sie sie in einem nicht näher festgelegten Zeitraum positiv zu absolvieren haben, um studieren zu können.
Vorbereitungskurs für die Matura/Berufsreifeprüfung in Österreich
Um perfekt auf diese Teilprüfungen vorbereitet zu sein ist es möglich, bei verschiedenen Anbietern sogenannte Vorbereitungskurse zu besuchen, die jeweils 2 Semester dauern.
Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, mindestens ein ganzes Jahr für die Vorbereitung auf die jeweilige Teilprüfung einzuplanen, wobei natürlich mehrere Kurse parallel absolviert werden können.
Haben Sie sich dazu entschlossen, bereits während ihrer Ausbildung mit der Berufsreifeprüfung zu beginnen, so ist das generell möglich, den drei von vier Prüfungen können parallel abgelegt werden. Sind Sie jedoch noch keine 18 Jahre alt, so müssen Sie die vierte Prüfung bis zu diesem Zeitpunkt aufschieben. Dies ist nämlich das Mindestalter, das Sie haben müssen, um die Berufsreifeprüfung abschließen zu können.
Muss ich einen Vorbereitungskurs besuchen?
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass der Besuch der Vorbereitungskurse keinesfalls verpflichtend um zur Berufsreifeprüfung antreten zu können.
Das ist auch der Grund, warum diese Art der Prüfung als Externistenprüfung bezeichnet wird und somit das Gegenteil zur klassischen Matura darstellt, bei der ein regelmäßiger Schulbesuch als Voraussetzung gilt.
Anbieter für Vorbereitungskurse in Österreich
Haben Sie sich dazu entschieden, die Berufsreifeprüfung abzulegen, so können Sie sich für die benötigen Vorbereitungskurse an verschiedenen Instituten und Anbietern in Österreich anmelden, wie zum Beispiel dem Wirtschaftsförderungsinstitut, kurz Wifi, den Volkshochschulen in Österreich oder auch dem Berufsförderungsinstitut, bfi.
Je nachdem, wie viele Vorkenntnisse Sie bereits mitbringen oder wie viel Wissen Sie sich bereits selbst erarbeitet haben, beträgt die Unterrichtszeit bei diesen Vorbereitungskursen durchschnittlich zwischen 4 und 5 Semestern bzw. 120-160 Unterrichtsstunden.
Kosten für das Matura nachholen in Österreich/Vorbereitungskurs
Während die Absolvierung der Berufsreifeprüfung selbst in den meisten Fällen kostenlos ist, fallen Gebühren für die jeweiligen Vorbereitungskurse an, die je nach Institut und Anbieter bzw. Kurs zwischen 3.000 und 4.000 Euro für alle Teilfächer ausfallen können.
Mit der Abendmatura zum Universitätsabschluss
Ein alternativer Weg, um auch nach Abbruch der Schule die Matura nachholen zu können und somit die Zulassung zur Universität, einer Fachhochschule oder einem Kolleg zu erhalten, ist die sogenannte Abendmatura, die am Abendgymnasium abgelegt werden kann.
Es handelt sich hierbei zwar um eine längere Variante, um die Reifeprüfung zu erlangen, allerdings bringt dieser den Vorteil mit sich, dass sie kostenlos ist und eine vollwertige Matura ersetzt.
Diese Form der Reifeprüfung ist vor allem dann interessant, wenn man noch über keinen Lehrabschluss verfügt und somit keine Möglichkeit hat, die bereits vorgestellte Berufsreifeprüfung zu absolvieren.
Mit dem Abendgymnasium zum Erfolg – diese Voraussetzungen müssen Sie erfüllen
Natürlich gibt es auch bei der Abendmatura einige Bedingungen, die Sie erfüllen müssen, um diesen Bildungsweg einschlagen zu können. Folgende Voraussetzungen sind dabei zu beachten:
- Die erfolgreiche Absolvierung der 8. Schulstufe in der neuen Mittelschule oder der Unterstufen-AHS
- die Vollendung des 17. Lebensjahres, wobei dieses auch im Kalenderjahr der Aufnahme erreicht werden kann
- Nachweis über eine abgeschlossene Ausbildung, eine bereits vorhandene Berufstätigkeit oder der Meldung beim Arbeitsmarktservice Österreich
Die Abendmatura im Überblick – diese Prüfungen sind zu allen absolvieren
Haben Sie sich dazu entschieden, ein Abendgymnasium zu besuchen und auf diesem Wege Ihre Reifeprüfung abzulegen, so sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass hierfür sieben Prüfungsteile zu absolvieren sind, wobei Ihnen verschiedene Varianten zur Verfügung stehen:
- 3 schriftliche und 4 mündliche Prüfungen
- 4 schriftliche und 3 mündliche Prüfungen
- 3 schriftliche Prüfungen, 3 mündliche Prüfungen und eine schriftlich verfasste Fachbereichsarbeit, die bereits vor der Prüfung abgegeben werden muss
Es spielt keine Rolle, wie lange Sie sich Zeit lassen, um die einzelnen Prüfungen zu absolvieren, denn diese können ohne weiteres mehrere Jahre auseinanderliegen. So haben Sie auch nebenberuflich die Möglichkeit, sich ausführlich auf diese einzelnen Teilprüfungen vorzubereiten, ohne große berufliche oder auch private zeitliche Einschränkungen in Kauf nehmen zu müssen.
Generell ist ein Zeitaufwand von mindestens 8 Semestern bzw. 4 Jahren notwendig, um die Abendmatura positiv abschließen zu können, da hierbei im Gegensatz zur Berufsreifeprüfung auch der Besuch eines Großteils der Unterrichtsstunden Voraussetzung ist.
Auf dem zweiten Bildungsweg zur Matura – ein Ziel, das sich lohnt
Auf dem Weg zum richtigen Job gibt es viele Hürden zu meistern und so kann es immer wieder passieren, dass man kurzfristig vielleicht eine falsche Entscheidung trifft.
Falls es auch Ihnen so gegangen ist und Sie sich erst später dazu entschließen, die Matura Nachzuholen, so stehen Ihnen in Österreich tolle Wege offen, um dieses Ziel erreichen. So können Sie sich mit etwas Geduld und Lernbereitschaft auch später noch den Wunsch vom Studium erfüllen.