Pflegekräfte fodern: weniger Arbeit für mehr Geld – behebt das die Pflegekrise?
Der Begriff „Pflegekrise“ dürfte genauso wie „Fachkräftenangel“ für niemanden neu sein. Schon mehrere Jahre lang fehlt es in fast jedem Krankenhaus sowie anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens an Pflegekräften, sodass sich die wenigen vorhandenen Krankenschwestern und Pfleger kaum vor Arbeit retten können.
- Diese geben ihr bestes, sind jedoch grenzenlos überlastet, wobei Überstunden und Extra-Schichten zur Normalität werden. Und ein paar Minuten, um sich wirklich persönlich um jeden Patienten sorgen zu können, fehlt definitiv.
- Dieser Zustand besserte sich über die letzten Jahre jedoch nicht. Gegenteiliges ist der Fall: die Situation wird fortwährend schlimmer.
Genau das ist der Grund für die gegenwärtigen Streiks. Arbeiter sämtlicher Sozial-, Gesundheits- und Pflegberufe im ganzen Land protestieren gegen die aktuelle Lage und für bessere Arbeitsbedingungen.
Doch worin genau bestehen die Forderungen eigentlich?
- höhere Tariflöhne
- eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche (aktuell noch 40 Stunden/Woche)
- allgemein bessere Rahmenbedingungen
Und welchem Zweck das Ganze dienen?
Einfach gesagt sollen diese Forderungen dem Pflegekräftemangel ein Ende bereiten. Einerseits soll dadurch das Pflegepersonal entlastet werden und eine bessere tarifliche Bezahlung bekommen. So soll vor allem für junge Menschen der Job attraktiver gemacht, sodass jene möglichst eine Ausbildung in dieser Branche beginnen und auch später gerne weiterhin diesen Beruf ausüben.
- So hofft man, dass dies Neuerungen langfristig Entspannung des Fachkräftemangels in dieser Berufsgruppe bewirken.
- Nicht nur für die Arbeitenden verbessert sich natürlich auch die Situation, sondern auch den Patienten wird eine bessere Versorgung garantiert. Das Pflegepersonal wäre so endlich in der Lage, sich Zeit für persönliche Belange der Kranken zu nehmen.
Diese Forderungen: nur Wunschträume oder tatsächlich realisierbar?
Lässt sich die Pflegekrise tatsächlich mit verkürzten Arbeitszeiten überwinden oder verschlimmert das das Problem praktisch bloß noch weiter? Diese Forderungen sind nicht nur aus Sicht des Pflegepersonals definitiv gerechtfertigt, sondern auch objektiv betrachtet wirklich nachvollziehbar. Aber, ob diese Wünsche jemals in die Praxis umgesetzt werden können und gegenüber anderen Berufsgruppen gerechtfertigt sind bleibt weiterhin fraglich.
Reaktionen der Politik und Großkonzerne
Der ÖVP-Arbeitnehmerchef spricht sich bewusst gegen die genannten Forderungen aus.
- Abgesehen von finanziellen Gründen glaubt man außerdem, dass solche verbesserte Bedingungen im Pflege-Sektor andere Berufsgruppen dazu bewegen würden, ebenfalls für Arbeitszeitverkürzungen und Lohnerhöhungen zu streiken.
- Woraufhin sich dann vermutlich ein endloser Teufelskreis ergeben würde, was ein Vorteil für keine Seite ist.
Stattdessen erklärt ein Pflegekonzern als Lösungsvorschlag, Arbeitskräfte aus Marokko nach Österreich zu holen, welche sich ohne Streiks mit den derzeitigen Bedingungen zufrieden geben. So könnte man gleichzeitig diesen Menschen helfen und andererseits die Pflegekrise innerhalb kürzester Zeit sogar langfristig beheben.
Wer geht als Sieger aus der Debatte – Großkonzerne oder Pflegekräfte?
Keine der beiden Seiten wird nachgeben. Objektiv beurteilt stellt ein Kompromiss zwischen beiden Seiten wäre natürlich die schönste Lösung dar: ohne verkürzte Arbeitszeiten, aber mit Lohnerhöhungen und besseren Rahmenbedingungen insgesamt.
Diese Änderungen könnten bewirken, dass dadurch mehr junge Leute den Anreiz haben, in diese Berufsgruppe einzusteigen. Die langfristige Folge – eine Entlastung der gesamten Branche.